Das Fahrrad richtig vorbereiten!

Es ist noch dunkel, die Straßen glänzen nass, und auf dem Radweg liegt feuchtes Laub. Kalte Luft kriecht unter die Kleidung. Gerade an solchen Tagen lauern viele Risiken für alle, die mit dem Fahrrad oder Pedelec unterwegs sind. Laut der Unfallforschung der Versicherer (UDV) ereigneten sich zwischen Dezember 2024 und Februar 2025 rund 27.400 Fahrradunfälle ohne Fremdeinwirkung. Dabei wurden etwa 6.400 Menschen schwer verletzt, 147 tödlich.

Besonders Pedelec-Fahrende sind aufgrund der höheren Geschwindigkeit stärker gefährdet. „An eisigen Tagen ist das Risiko, auszurutschen und zu stürzen, im Vergleich zu anderen Wetterlagen deutlich erhöht“, warnt Johanna Vollrath vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). Besonders kritisch werde es, wenn Pedelec-Fahrende bei bis zu 25 Stundenkilometern auf rutschigem Untergrund unterwegs sind. „Die Komponenten reagieren unter extremen Bedingungen anders. Deshalb können auch geübte Fahrerinnen und Fahrer bei winterlichen Straßenbedingungen verunfallen.“

Zweirad prüfen und umrüsten

Vor dem Start in die kalte Jahreszeit sollte das Zweirad gründlich überprüft werden. Dazu gehört ein Funktionstest aller sicherheitsrelevanten Bauteile. „Besonderes Augenmerk sollte man auf Bremsen, Beleuchtung und Reifen legen – aber auch die Kette reinigen und gut schmieren, damit sie zuverlässig arbeitet und nicht einfriert“, empfiehlt Vollrath. Reflektoren müssen sauber und intakt, Kabel und Anschlüsse ohne Schäden sein. Lose Schrauben sind ein unterschätztes Risiko – diese unbedingt nachziehen. Für mehr Grip auf nassem oder verschneitem Untergrund lohnt es sich, breite, grobstollige Reifen oder sogar Spikereifen aufzuziehen. „Ein leicht abgesenkter Reifendruck verbessert die Bodenhaftung zusätzlich“, so Vollrath. Auch griffige Pedale erhöhen die Kontrolle und verringern somit die Sturzgefahr.

Entscheidend auf glatten und nassen Wegen ist eine angepasste Fahrweise. Das heißt: langsamer fahren, mehr Abstand halten, vorsichtig bremsen – und insbesondere in Kurven und auf Laub oder Schnee nicht ruckartig lenken. Vollrath rät: „Bei Pedelecs ist es empfehlenswert, mit einer geringen Unterstützungsstufe anzufahren. Das hilft zu vermeiden, dass die Reifen durchdrehen.“

Fahrrad und Pedelec winterfit machen – worauf achten?

 

  • Bremsen prüfen, Beläge gegebenenfalls erneuern
  • Beleuchtung und Reflektoren kontrollieren, gegebenenfalls aufrüsten
  • Reifenprofil prüfen, wenn nötig, Winterreifen oder Spikereifen montieren
  • Reifendruck leicht absenken für besseren Grip → Kette reinigen, schmieren, Schaltung und Züge auf Funktion prüfen
  • Griffige, rutschfeste Pedale verwenden
  • Schrauben und Verbindungselemente nachziehen Akku-Pflege im Winter
  • Über Nacht bei Zimmertemperatur lagern, nicht im Kalten → Vor Fahrtantritt vollständig laden und erst dann einsetzen
  • Bei längerer Lagerung: Ladestand bei 30 bis 80 Prozent, Tiefentladung vermeiden
  • Hohe Unterstützungsstufe des Motors reduziert Energieverluste unterwegs
  • Bei Kälte Leistungseinbußen von bis zu 30 Prozent einkalkulieren, Reichweite im Blick behalten

 

Sichtbarkeit erhöhen

Während der Wintermonate wird es spät hell und früh dunkel – gute Beleuchtung ist daher unverzichtbar. Ein starker Frontscheinwerfer und ein zuverlässiges Rücklicht sind Pflicht, dazu die gesetzlich vorgeschriebenen Reflektoren. Elemente an Kleidung, Helm und Taschen, die das Licht zurückwerfen, erhöhen die Sichtbarkeit zusätzlich. „Fahrradfahrende sollten auffällige Farben und reflektierende Accessoires tragen, damit andere sie im Straßenverkehr nicht übersehen“, betont Vollrath.

Klicktipps

 

Wie Radfahrende ihre Sichtbarkeit bei Dunkelheit erhöhen.

Dieser Aushang zeigt, worauf es bei der Beleuchtung eines Fahrrades ankommt.

 

Pedelec-Akkunutzung optimieren

Bei Pedelecs gilt es außerdem, den Akku im Blick zu behalten: Kälte reduziert Reichweite und Leistung. Deshalb sollte er über Nacht bei Zimmertemperatur gelagert und erst vor Fahrtantritt eingesetzt werden. „Wird das Pedelec längere Zeit nicht genutzt, sollte der Akku zu etwa 30 bis 80 Prozent geladen bleiben und bei Bedarf nachgeladen werden, um eine Tiefentladung zu vermeiden“, sagt Vollrath. Bei extremen Wetterlagen, wie Blitzeis, Nebel, Hagel oder starkem Schneefall, ist der Verzicht aufs Rad die sicherste Entscheidung. „Auf vereisten, nicht geräumten oder gestreuten Strecken steigt das Risiko für Stürze deutlich. Es lohnt sich nicht, sich unnötig der Gefahr auszusetzen“, so die Sicherheitsexpertin.

Vorbild sein und Helm tragen

Ein Helm schützt effektiv vor schweren Kopfverletzungen und sollte nicht nur im Winter selbstverständlich sein. Sicherheitsbeauftragte im Betrieb können mit gutem Beispiel vorangehen und Kolleginnen und Kollegen motivieren, ebenfalls Helm und reflektierende Kleidung zu tragen. Zudem ist es sinnvoll, im Unternehmen auf die besonderen Wintergefahren für Radfahrende hinzuweisen und Tipps für mehr Sicherheit auf Dienst- und Arbeitswegen zu geben.